Und dann kam, wie es kommen musste: Die Pandemie zwang uns, die 2. Präsenzwoche virtuell abzuhalten. Über Zoom im "Virtuellen Augustinerkloster". Dabei wäre das echte Kloster eigentlich der Ort gewesen, an dem wir uns getroffen und eine Woche lang gelebt hätten. Da man mir gesagt hatte, das Kloster sehe aus wie Hogwarts, war ich mehr als enttäuscht, nicht dort sein zu können, sondern an meinem heimischen unaufgeräumten Schreibtisch. Als Ausgleich lud ich mir zumindest als Bildschirmhintergrund die Große Halle von Hogwarts herunter, wenigstens etwas Kloster-Flair musste sein.
Der Auftakt des Moduls war gleich ein Highlight: Ein Buchbindeworkshop von Marianne Nagel, meiner Co-Mentorin der Gruppe Buch, und wie sich zeigte, eine echte Künstlerin. Wenige Tage zuvor war ein Paket per Post angekommen, dass alle nötigen Werkzeuge, persönlich ausgesuchtes Papier und eine handschriftliche Widmung enthielt. Das war wie Weihnachten. Jetzt durften wir alles auspacken und unser eigenes, kleines Notizbuch basteln. Gar nicht so leicht.
Diese "Bastelstunde" machte gleich viel Spaß, und ich lernte auch noch neue Wörter dazu, wie mein neues Lieblings-Verb "fitzen". (Was natürlich allen einen Helge Schneider-Ohrwurm bescherte.)
Weiter ging es mit vielen Gesprächen über unsere Projekte und intensiven Austausch über die Figuren und ihre Motivationen, sowie den Versuchen, alles in einen Plot zu gießen. Die Woche war ganz schön vollgepackt mit Terminen, man ist quasi gar nicht mehr vom Schreibtisch aufgestanden. Auch wenn ich das gewusst hatte und darauf vorbereitet war (ich hatte z.B. vorgekocht, weil in den kurzen Mittagspausen kaum Zeit blieb, um eine Mahlzeit vorzubereiten, geschweige denn einzukaufen), blieb es doch eine anstrengende Woche. Die Diskussionen waren weniger fruchtbar, als wenn man sich real gegenübersitzt (zumal noch beim letzten Mal in einer schönen Umgebung wie Burg Lenzen oder gar bei Feuerschein am Kamin), manchmal spielte die Technik nicht mit, auch wenn das virtuelle Kloster über Zoom von Seiten der Akademie großartig organisiert war, so ging doch das heimische Internet in die Knie oder Airpods fielen aus oder Kinder liefen durchs Bild ;)
Ich glaube, wir alle hätten uns ein echtes Wiedersehen gewünscht. Daher war der Neid groß über unsere AKM-WG: Drei Teilnehmer*innen, die für eine Woche zusammengeszogen sind und von der Küche oder vom Sofa von Britt Dunse aus zu uns blickten.
So musste auch der Improtheater-Workshop mit Ramona Krönke digital stattfinden, sicherlich nicht das Beste Format für etwas, das die Körperlichkeit sucht, aber wir machten das Beste draus und einige nahmen daraus Techniken zur Figurenerstellung für die Zukunft mit. Mir selbst hat die Aufgabe jetzt nicht so sehr weitergeholfen, aber das liegt vielleicht auch an der etwas komplizierten Hauptfigur meiner Geschichte, die nämlich im wahrsten Sinne des Wortes die meiste Zeit der Handlung "nicht sie selbst ist".
Am Mittwoch fand dann die Branchenveranstaltung gemeinsam mit der HessenFilm und Medien mit fast 150 Gästen statt. Wir hatten hier die Chance, mit Expert*innen aus der Medienszene zu sprechen und wertvolles Fedback zu dem aktuellen Stand der Projekte zu bekommen. Mich stürzte das Feedback in eine mittlere Krise und ließ mich mein Projekt noch einmal komplett umwerfen. Im Nachhinein vielleicht nicht die beste Entscheidung, aber das muss man auch lernen: Wann man auf Feedback hören soll und wann zu seiner Vision stehen.
Toll war dann wieder das Feedback der Alumni der AKM, der Autor*innen und vor allem der Illustrator*innen: Jan Bauer, Franziska Biermann, John Chambers und Olivia Vieweg hatten für jeden von uns ein Cover für unsere Projekte erstellt. Leider darf ich es an dieser Stelle nicht teilen, aber es hat mich sehr berührt und aufgebaut, dass der Kern meiner Geschichte erkannt wurde.
Und dann war die "Präsens"woche auch schon fast um.
Blieb uns nur, nach Feierabend virtuell weiter beieinander zu sein. Die nette Hausmeisterin des virtuellen Klosters ließ die Pforten der heiligen Hallen bis spät in die Nacht offen, was reichlich genutzt wurde. Einige schliefen gar mit dem Handy-Bildschirm und offenem Zoom ein - und beteuerten gemurmelt mit halboffenen Augen "Ich höre euch noch zu". Niemand wollte der Erste sein, der ins Bett geht ;)
Man soll feiern, wie die Feste fallen.
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